Überlebende
der Konzentrationslager und Zuchthäuser begründeten
im Jahr
1945 die Tradition, im September der Opfer des Faschismus zu gedenken.
In den
letzten Jahren haben sie ihr Vermächtnis in unsere
Hände gelegt. Im Jahr 2017
begehen wir den Gedenk -und Aktionstag, wie seit vielen Jahren, am 2.
Sonntag
im September mit einer antifaschistischen Kundgebung.
Zuvor,
am
Freitag und Samstag, laden wir Mitstreiter*innen aus Gedenk- und
Erinnerungsinitiativen,
Schulen, Universitäten, Gedenkstätten und
Interessent*innen ein. Wir möchten
auf einer Konferenz und in Workshops über
Erfahrungen, Herausforderungen und
Gefährdungen der antifaschistischen
Erinnerungskultur(en) im 21. Jahrhundert
diskutieren.
Im Januar 2018 begeht die Berliner
VVN-BdA ihr 70.
Gründungsjubiläum. Durch das Ableben der
Zeitzeug*innen-Generation vollzieht
sich ein Wandel in der Erinnerung an das Naziregime, an Verfolgung und
Widerstand, an den Holocaust, den von Deutschland ausgehenden Raub- und
Vernichtungskrieg und die Gefahr einer damit einhergehenden
Historisierung und
Musealisierung.
Der anschwellende „Aufarbeitungsstolz“ und das
Selbstlob wie auch die staatliche Gedenk- und
Identitätspolitik zielen auf
nationale Selbstvergewisserung. Zugleich mehren sich Angriffe von
Rechtspopulisten und Neonazis auf Flüchtlinge und ihre
Helfer*innen und auch
auf Stolpersteine, Denkmäler, Gedenkstätten und die
gegen viele Widerstände
errungene Erinnerungskultur.
Gerade der mit dem Holocaust und zahlreiche, längst
noch nicht „aufgearbeitete“
NS-Menschheitsverbrechen begangene
Zivilisationsbruch fordert dazu heraus, das Erinnern an die
NS-Vergangenheit
immer wieder aufs Neue zu einer Quelle gesellschaftlicher
„Selbstbeunruhigung“
zu machen.
Damit kann sie zum Ausgangspunkt einer kritischen
Reflexion der Gegenwart werden. Geschichtsbewusstsein
benötigt das Wissen um
das Geschehene und den vergleichenden Blick auf das Heute: Was ist da
ähnlich?
Die VVN-BdA Berlin, Vereinigung der Verfolgten des
Naziregimes- Bund der Antifaschist*innen, ist als unabhängige
und
überparteiliche Institution dem Andenken an die Verfolgten des
Faschismus und
den Widerstandskämpfer*innen verpflichtet.
Ihr Schwur ist uns Mahnung: Nie
wieder Faschismus und Krieg!
März 2017 , Berliner VVN-BdA e.V.
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Wir
fragen uns:
Wie
können die NS-Verbrechen, Holocaust, Widerstand und Verfolgung
im
öffentlichen Gedächtnis bewahrt und zum
Ausgangspunkt einer kritischen Reflexion der Gegenwart werden?
An was wird wie
erinnert und was wird
vergessen in der von Dauer und Wandel geprägten
Erinnerungskultur?
Wo
dient Erinnerungskultur als Mittel von Herrschaft oder von
Herrschaftskritik? Wie gelingt es mit der Empathie für die
Opfer auch die Täter
sichtbar zu machen und die gesellschaftlichen Verhältnisse
freizulegen?
Wie
können Gedenkstätten als Lernorte
zukunftsfähig bleiben, ihre Anstößigkeit
und das Unbequeme erhalten und
damit zu einer
Quelle gesellschaftlicher
„Selbstbeunruhigung“ werden?
Was
erwarten wir zur flexiblen Unterstützung
zivilgesellschaftliche
Akteure in ihrem im Stadtteil und Kiez verankerten gedenk- und
erinnerungspolitischen
Engagements vom Senat und von den Bezirksämtern?
Wie
können wir antifaschistische
Erinnerungspolitik gegen den europaweiten Rechtsruck in Anschlag
bringen?
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